Lavaströme, ein aktiver Krater, dampfende Schlote, smaragdgrüne Seen und atemberaubende Ausblicke machen das Crossing zu einer meiner eindrucksvollsten Wanderungen überhaupt.
Neuseelands Nordinsel ist bekannt für ihre spektakulären Landschaften und einzigartigen Naturerlebnisse. Doch keine Wanderung hat mich hier so sehr begeistert wie das Tongariro Crossing. Diese 19,4 km lange Tageswanderung gilt als eine der besten der Welt – und ich kann bestätigen, dass sie diesen Ruf mehr als verdient hat.
Der lange Weg zum Start
Unsere Wanderung begann mit einer unvergesslichen Erfahrung auf einem Parkplatz in National Park Village: Wir warteten über zwei Tage auf besseres Wetter. An dem Tag, an dem wir den Transfer zum Tongariro Alpine Crossing gebucht hatten, war das Wetter so schlecht, dass er abgesagt wurde. Zwei Tage später versuchten wir es erneut. Ich bin wirklich froh, dass wir so flexibel waren und das Wetter aussitzen konnten.
Ein neuer Morgen
Am Tag der Wanderung strahlte die Sonne in vollem Glanz. Die Luft war frisch, und der Himmel war wolkenlos – perfekte Bedingungen für meine erste Tageswanderung. Da die meisten zwischen 6 und 8 Stunden für das Tongariro Alpine Crossing benötigen, entschieden wir uns für den ersten Shuttle um 05:45 Uhr. Ich hatte tatsächlich Bedenken, dass ich es nicht rechtzeitig bis zum letzten Shuttlebus schaffen würde.
Mangatepopo-Tal zu den Soda Springs
Die Wanderung beginnt mit einem angenehmen, flachen Abschnitt, der je nach Laufgeschwindigkeit 60 bis 90 Minuten dauert. Du gehst auf breiten Wegen und schönen Holzstegen vorbei an beeindruckenden, längst erkalteten Lavafeldern bis zu den Soda Springs. Ein kurzer 15-minütiger Abstecher führt dich zudem zu dem gleichnamigen Wasserfall.
Aufstieg zum South Crater
Nachdem der erste Teil der Strecke angenehm war, geht es nun steil nach oben über die Devil’s Staircase, auch bekannt als die Teufelstreppe. Der Pfad schlängelt sich über zwei Kilometer und gewinnt dabei etwa 300 Meter an Höhe, bevor er am South Crater in eine flache Ebene übergeht. Rückblickend war dieser Abschnitt für mich der herausforderndste Teil der Wanderung. Doch mit ein paar wohlverdienten Verschnaufpausen, in denen du den atemberaubenden Ausblick über das Mangatepopo-Tal genießen kannst, ist auch dieser Aufstieg gut zu meistern.
Entlang des South Craters
Oben angekommen erwartet dich ein fantastischer Panoramablick über das vulkanische Terrain. An klaren Tagen reicht der Blick sogar bis zum Mount Taranaki, der stolze 230 Kilometer entfernt ist. Die Landschaft entlang des South Craters ist wirklich beeindruckend – es fühlt sich fast an, als würde man über einen anderen Planeten schlendern. Herr der Ringe-Fans aufgepasst: Auf diesem Abschnitt habt ihr einen wunderbaren Blick auf den Mt. Ngauruhoe, der in der Trilogie als Schicksalsberg bekannt ist!
Dem Gipfel entgegen – Aufstieg zum Red Crater
Der Weg führt vom South Crater hinauf zum Red Crater, dem höchsten Punkt des Tongariro Alpine Crossings mit 1868 m. Der Schwefelgeruch erinnert daran, dass dieser Krater noch aktiv ist. Der Pfad wird hier uneben und ist aufgrund des losen Gerölls teilweise rutschig. Der Aufstieg erfordert noch einmal ein gutes Stück Anstrengung, aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall. Der Blick von oben ist einfach atemberaubend! Du kannst nicht nur das Tal des South Craters sehen, sondern auch einen spektakulären Rundumblick auf den Mount Ngauruhoe, den Mount Tongariro, den tiefen Red Crater und die funkelnden Emerald Lakes genießen – für mich definitiv der beeindruckendste Ausblick der gesamten Wanderung!
Emerald Lakes - Die Smaragdseen
Anschließend beginnt der Abstieg, der dich an den beeindruckenden Emerald Lakes vorbeiführt, die ihrem Namen wirklich gerecht werden. Die strahlenden Farben entstehen durch Mineralien aus der angrenzenden thermischen Landschaft. Bei diesem Abstieg ist Vorsicht geboten, denn der Weg besteht hauptsächlich aus Geröllfeldern und selbst erfahrene Wanderer können hier ins Rutschen kommen.
Central Crater und Blue Lake
Nach den beeindruckenden Emerald Lakes setzt du deine Wanderung in Richtung Central Crater fort. Der Weg ist nun nicht mehr so anstrengend und führt dich durch eine faszinierende vulkanische Landschaft bis hin zum Blue Lake. Zusammen mit den Emerald Lakes und den umliegenden Vulkanen wird der Blue Lake als heilig für den lokalen Māori-Stamm angesehen und sollte daher unberührt bleiben.
Ketetahi Shelter Site bis Ketetahi Car Park
Die letzten zwei Stunden der Wanderung verlaufen auf langen, geschwungenen und gut ausgebauten Pfaden, die dich hinunter zur nördlichen Flanke des Vulkans führen, vorbei an der Ketetahi Hütte (seit einem Vulkanausbruch 2012 geschlossen}. Bei klarem Wetter hast du hier einen herrlichen Blick auf den Lake Taupo, den größten See Neuseelands. Die letzten Kilometer bringen dich durch einen Waldabschnitt, bevor du schließlich am Ketetahi Car Park, dem Ziel deiner Wanderung, ankommst.
Fazit: Ein Erlebnis für die Ewigkeit
Das Tongariro Crossing hat mich nicht nur mit seiner atemberaubenden Landschaft begeistert, sondern auch mit der persönlichen Herausforderung, die es mit sich brachte. Als meine erste Tageswanderung hat es mir gezeigt, dass ich mehr schaffen kann, als ich dachte – und Neuseeland hat mir einmal mehr bewiesen, dass das größte Abenteuer oft dort beginnt, wo man es am wenigsten erwartet.
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